Vroni hat heute wieder gebacken. Low Carb Baguette oder Stangenbrot – nenn‘ es wie du magst. Es ist länglich, es ist wahnsinnig lecker und es kommt gerade noch rechtzeitig für die Grillsaison. Obwohl ich zugeben muss, dass wir technisch gesehen noch nicht wissen, wie gut oder schlecht es in gegrillt funktioniert. DAS wissen wir tatsächlich erst morgen, da landet es nämlich genau dort – zusammen mit ein paar Burgern und etwas Bacon.
Glutenfrei backen, ohne Mehl und das ganze unnötige Zeug… ich hab irgendwie das Gefühl, dass es einfacher wird.
Das CLHB, aber anders
Man soll ja das Rad nicht immer neu erfinden wollen, das ist nicht gut. Rund hat sich als Form bewährt und wenn wir zuviel dran rumfummeln kommt nur irgendetwas anderes raus, was sich in vielen Fällen als weniger rund als vorher herausstellt und demzufolge nicht mehr so gut rollt.
Wir bleiben lieber bei rund arbeiten an der Form der Felgen oder so.
Auf Brot übertragen könnte das soviel heißen: wir nehmen ein bewährtes Rezept und ändern nur ein paar Kleinigkeiten. Ein oder zwei Zutaten und die äußere Form oder so, nichts dramatisches.
Die Vorlage für das Baguette war einer unserer Dauerbrenner, nämlich das Chia-Leinsamen-Hüttenkäsebrot. Eins der ganze alten Rezepte, bald seit 5 Jahren online und irre beliebt – sowohl im Blog als auch auf YouTube. Ok, „beliebt“ natürlich im Verhältnis zu den anderen Rezepten und im Kontext unseres kleinen Blogs.
Ich würde jetzt so gern schreiben, dass WIR uns oder VRONI sich das alte Rezept genommen hat und dann daran rumgefummelt hat. Das wär aber gelogen und lügen ist doof.
Evi wars – Ein Brotmod aus der Community
Evi Agbessi verfolgt uns seit geraumer Zeit, überall. Im Prinzip lesen wir uns täglich quasi in unserem Discord-Chat und sie hat mir sogar einen Beanie gehäkelt uns geschickt :D
Und beim Beanie war unter anderem auch das WLHB – ihre Adaption von unserem oben genannten CLHB. Das „W“ kommt übrigens daher, dass sie die Chia-Samen durch Walnüsse ersetzt hat – was für mich nach keiner guten Idee klang, weil ich Walnüsse nur begrenzt gern mag. Zumindest ist kommt mir das immer so vor, bis ich wieder welche esse. Dann fällt mir ein: ach ja, Walnüsse mag ich ja doch irgendwie.
Gut, Vroni hat ja doch noch ein kleines bisschen weiter dran rumgeschraubt und zu allem Überfluß sind wir (also Evi und wir) uns auch echt nicht sicher, was den Farbunterschied ausmacht. Evis Brot war nämlich dunkel. Richtig, richtig dunkel. Pumpernickeldunkel. Aber unseres nicht und wir WISSEN einfach nicht, woran das liegt. Keinen blassen Schimmer, weil wir haben ja im Prinzip nicht viel verändert.
Und das Hefewasser wird’s schon nicht gewesen sein.
Apropos.
Was zum Geier ist Hefewasser und warum?
Naja, also… wir wollen eigentlich das ganze Corona-Shutdown-Quarantäne-Pandemie-Thema meiden, weil wir keine
- Virologen
- Pandemiologen
- Ärzte
- Krisenspezialisten
- Politiker
oder Leute an der Front mit praktischer Erfahrung sind. Wir sind einfach nur Leute, die damit nichts zu tun haben und ansonsten einfach ihren Teil leisten: zuhause bleiben, keine Risiken eingehen und die Welt nicht verrückter machen als sie eh schon ist.
Und unsere Stellung als Ernährungsberater, YouTuber und Blogger mit moderater Social Media Reichweite verpflichtet uns zu einer ganz, ganz wichtigen Sache: Fresse halten und keinen verschwörerischen Mist erzählen, das machen nämlich schon genug Typinnen und Typen mit selbst ausgedachter Ahnung und frisch entstandenen „Fakten“. Die Leute, die gemeint sind werden das hier sowieso nicht lesen, aber vielleicht kennst DU ja auch ein paar Leute, die sich da angesprochen fühlen sollten.
Zurück zum Thema: wenn ich dir erklären will, wie und vor allem WARUM wir Hefewasser machen, muss ich das oben genannte Ding aber kurz ansprechen, sonst ergibt das alles wenig bis keinen Sinn.
Wenn du das also irgendwann in 2021 oder noch später lesen solltest, dann kurz zur Erinnerung. 2020 ist bisher komplett meschugge.
- Fast-WW3 im nahen Osten
- Australien brennt
- Aktienmärkte brennen
- Corona-Pandemie
Und heute Nacht hab ich mich ganz übel verlegt, läuft also bisher also nicht so gut.
Dieses Corona-Ding hat dazu geführt, dass Leute weltweit irgendwelches Zeug gehamstert haben, das man nur so halb nachvollziehen kann. Also… Konserven und Wasser kapier ich, aber das was danach kam, ist Stück für Stück lustiger geworden.
Erst Klopapier, dann Nudeln. Dann Mehl (kein Scheiß, wir haben in nem Aldi jemanden gesehen, der 20 Kilo Weißmehl gekauft hat – und das war vermutlich nicht sein einziger Kauf?).
Und dann haben die Leute wohl kapiert, dass sie NUR mit Mehl weniger anstellen können, als erhofft. Und jetzt gibts in ganz Deutschland scheinbar keine Hefe mehr. kopftisch
So hat sich also Vroni also auf die Suche danach gemacht, wie man Hefe vielleichst selbst machen kann und so ist sie dann auf Hefewasser gestoßen und auch wie man es macht und verwendet.
Hefewasser
Letztendlich ist das wohl sowas wie Trockenhefe. Nur SEHR nass und man kann es nicht in Päckchen kaufen und es dauert auch einzige Zeit. Eigentlich ist Hefewasser gar nicht wie Trockenhefe.
Was du machen musst, ist einfach. Besorg dir eine Packung ungeschwefelte (!!) Trockenfrüchte – wir haben es mit Datteln und Feigen probiert, aber anderes Steinobst soll wohl auch funktionieren. Auf der Schale von diesen Früchten leben immer ein paar Hefepilze – das ist ganz natürlich und völlig ungefährlich. Vermutlich sogar ein bisschen gesund, weil wir ja in Symbiose mit vielen von diesen kleinen Scheißerchen leben und irgendwoher müssen diese Pilze und Bakterien die unser Darm so gern auch, auch kommen.
Jetzt nimmst du dir also zwei von diesen Trockenfrüchten, einen halben Liter Wasser und 1-2 EL Zucker und gibt alles Zusammen in einen Krug oder eine Flasche mit einer großen Öffnung. Dann deckst du es mit einem Stück Folie ab und stellst bei Zimmertemperatur auf einen Tisch.
Alle 12 Stunden schütteln und ansonsten 5 Tage in Frieden lassen und dann ist gut.
In dieser Zeit vermehren sich die Hefen von den Früchten und wächst dann der Hefepilz von der Schale und mischt sich mit dem Wasser. Sieht du daran, dass es trüb wird. Und du kannst es riechen, weil es riecht nämlich ungefähr wie Federweißer oder so.
Verwenden kannst du es jetzt in jedem Gebäck, das nach Hefe verlangt – einfach indem du die Flüssigkeit aus dem Rezept (mindestens anteilig) durch das Hefewasser austauscht.
Der erste Aufguß wird vielleicht noch nicht so triebstark, aber wenn du das Hefewasser weiterzüchtest und immer wieder aufgießt und mit Früchten und Zucker versorgst, dann soll es angeblich auf Dauer potenter werden. Aber so weit sind wir auch noch nicht, das ist aktuell nur Hörensagen.
Wichtig sind vor allem zwei Dinge: ungeschwefelte Früchte und ungechlortes Wasser – weil beides u.A. dazu dient, Pilze und Bakterien zu vernichten und das wäre in diesem Zusammenhang echt doof :)
Ob dieses Gebräu auf Dauer den Einsatz von normaler Hefe oder Trockenhefe verdrängen wird, bleibt aber abzuwarten. Ich glaubs ja nicht so richtig.
Liebe Grüße,
Nico
Walnussbaguette Low Carb
Kochutensilien
Zutaten
- 100 g Affiliate Link / Provisions LinkWalnüsse (gemahlen)
- 50 g Affiliate Link / Provisions LinkGoldleinsamen
- 50 g Affiliate Link / Provisions LinkFlohsamenschalen
- 20 g Affiliate Link / Provisions LinkBambusfasern (alternativ Kokosmehl)
- 70 ml Hefewasser (alternativ Wasser ohne Hefe)
- 2 EL Affiliate Link / Provisions LinkApfelessig
- 200 g Hüttenkäse
- 6 Ei
- 1 Päckchen Affiliate Link / Provisions LinkBackpulver
- 2 TL Affiliate Link / Provisions LinkSalz
- 1 EL Affiliate Link / Provisions LinkBrotgewürz
Anleitungen
- Backofen auf 170 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Leinsamen und Flohsamenschalen gründlich mahlen.
- Trockene Zutaten gründlich mischen, dann alle feuchten Zutaten zugeben.
- Mit dem Handmixer so lange durchrühren, bis ein zäher und formbarer Teig entstanden ist. Das dauert ungefähr 3-4 Minuten.
- Zu einem Laib von gewünschter Form formen, aber etwas flacher, da das Brot merklich aufgeht. Für das Baguette haben wir die Länge eine Backbleches und ca. 15 cm Breite bei 3 cm Höhe verwendet und einige Schnitte in die Oberfläche gemacht, wie du im Video sehen kannst.
- 50 Minuten auf Backblech auf mittlere Schiene bei Ober/Unterhitze backen, dann für weiter 40 Minuten auf ein Gitter legen weiterbacken.
- Anschließend kannst du es noch im ausgeschalteten Ofen bei leicht geöffneter Tür auskühlen lassen, damit noch ein wenig mehr Feuchtigkeit entweichen kann.
Anmerkungen
Video
Das Video wird von YouTube eingebettet abgespielt. Es gilt die Datenschutzerklärung von Google.
Hinweis zu den Nährwerten
Die angezeigten Nährwertangaben sind nur eine Schätzung und können je nach den tatsächlich verwendeten Zutaten und Marken sowie den genauen Mengen variieren.
Ulrike Böhm
Wednesday 8th of March 2023
P.S. ...ich meinte natürlich nach 90 Minuten Backzeit!
Ulrike Böhm
Wednesday 8th of March 2023
Hallo Vroni, hallo Nico, euer Baguette ist wirklich sehr lecker. Ich habe nur 1 Problem und ich habe es jetzt schon 2x gebacken, mich genau an das Rezept gehalten. Es geht im Ofen wunderbar auf und wenn ich es dann nach 70min aus dem Ofen nehme, fällt es zusammen. Ich habe es auch probiert,es im Ofen langsam abkühlen zu lassen, aber das hilft auch nicht. Habt ihr eine Idee, was der Grund dafür sein kann? Herzliche Grüße Ulli
angi
Sunday 10th of April 2022
Die Frage für die Zeit nach dem Hefe-Engpass wurde schon ein paarmal gestellt, aber nie beantwortet: Wieviel Hefe?
Weil klingt ja sonst lecker - aber ich bin nicht so die erfahrene Bäckerin - und mit den Dingen soll man ja eher nich so experementieren.
würde mich über eine Antwort sehr freuen.
Gruss
Monika
Saturday 15th of January 2022
Mega lecker, kross, luftig und saftig ohne matschig zu sein. Ein Brot das vor dem Sees nicht getoastet werden muss!👍👍👍👍
Christopher Phillips
Sunday 30th of August 2020
Hallo, ihr habt in vielen Rezepten die Zutat Goldleinsamenmehl als Bindemittel drin. Das ist ja alles schön und gut aber Goldleinsamen und brauner Leinsamen unterscheiden sich in der Fettsäurenzusammensetzung und in Ihrem Quellvermögen. Goldleinsamen enthält mehr Linolsäure (Omega 6-Fettsäure) und weniger alpha-Linolensäure (Omega 3-Fettsäure) als braune Sorten.
Und wie wir alle wissen haben wir in der Nahrung allgemein schon viel zu viel Omega 6 Fettsäiren und sollten viel mehr Omega 3 Fettsäuren zu uns nehmen,daher finde ich Goldleinsamen absolut keine gute Wahl.
Tanja K.
Wednesday 4th of November 2020
Könnte das auch mit Walnussmehl anstatt gemahlenen Walnüssen klappen oder ist das wie bei gemahlenen Mandeln und Mandelmehl eher suboptimal?
Nico
Sunday 30th of August 2020
Hm. Also das find ich nun reichlich akademisch. Goldlein hat im Schnitt ein Verhältnis von ca 3:1 und brauner Lein im Schnitt ca. 5:1, d.h. beide Varianten *verbessern* dein Omega-3 Verhältnis, der braune Lein nur ein bisschen mehr.
Der braune ist dafür aber deutlich weniger beliebt, weil er viel bitterer ist und die Leute erfahrungsgemäß weniger (oder keinen) davon essen, was jeden positiven Effekt negiert.
Das bessere Quellvermögen ist ja eher noch ein Vorteil, macht aber im realen Leben keinen Unterschied.
Goldenen durch baunen Leinsamen zu ersetzen wird eine kaputte Omega-Ratio nicht reparieren und umgekehrt wird Goldener statt Brauner ein gesundes Verhältnis nicht kaputtmachen.
Wir konzentrieren uns was DAS betrifft lieber auf die Punkte, die tatsächlich etwas verändern, zum Beispiel Vermeidung von Pflanzenölen (bis auf ein paar Ausnahmen) und Einsatz guter tierischer Fette, die das Verhältnis nicht nur auf dem Papier beeinflussen :)