Low Carb Chilisterne | Weihnachten für Mutige
Die Low Carb Chilisterne sind so ähnlich wie Zimtsterne. Aber scharf, ein bisschen. Das ist eine interessante Abwechslung gegenüber normalen, nur süßen Plätzchen. Aber man muss es natürlich ertragen können. Oder vorsichtig dosieren.
Chilisterne? Ernsthaft?
Die Kombination aus Schärfe und Süße wird immer populärer. BBQ-Sauce ist so ein Fall. Aber auch viele andere Kombinationen, speziell in Verbindung mit Ketchup der ja unbestreitbar süß ist. Irgendjemand aus Vronis Verwandschaft (eine Tante, glaube ich) hat uns auch mal vor Jahren auch mal mit einem Wein-Chili-Gelee beehrt. Richtig lecker, auch wenn es heute nicht mehr aufs Brot käme, weil… Zucker und so, du weißt ja.
Aber warum ist das so, wieso ist die süß-scharfe Kombination für viele Leute so anziehend? Ganz einfach, ich habe die Antwort!
Auch nicht. Ich kann nur klug klingende Vermutungen anstellen, was ich im Folgenden auch mal wieder tun werde.
Eine Kombination aus Mut und Adrenalin
Bewiesen ist (fast) ohne Zweifel, dass es kaum unterschiedliches Schärfeempfinden bei Menschen gibt. Will sagen, alle Menschen mit intakten Rezeptoren, empfinden Schärfe in etwas gleich. Diejenigen, die Schärfe trotzdem mögen, stehen auf Schmerzen – oder zumindest auf den Adrenalinausstoß, der dabei entsteht. Das wird mit den Empfindungen von Achterbahnfahrten oder Fallschirmspringen verglichen – objektiv betrachtet nicht angenehm, aber der entstehende „Rush“ muss wohl was haben, sonst gäbe es keine Achterbahnen und Fallschirmspringen wäre eine rein militärische Disziplin.
Diese Sucht nach dem „Thrill“ (man verzeihe mir den Anglizismus, ich bitte um alternative Worte in den Kommentaren) gibt es natürlich dann wieder in unterschiedlichen Ausprägungen. Scharfe Soße oder Senf, ein bisschen Supermarkt-Chili oder eine Extraportion Pfeffer im Essen sind relativ zahm, gehen aber in die selbe Richtung. Scharf essen kann Spaß machen – vor allem da, wo man es traditionell nicht unbedingt erwarten würde.
Wenn man sich nun als ottonormalverbrauchender Nichtfallschirmspringer einem Essen widmet, dass ein paar Stufen schärfer als seine Alltagsnahrung ist, begibt man sich damit auf unebenes Gelände – kulinarisches Bergwandern quasi. Das kann manchmal Spaß machen :)
Hitziger Wettbewerb
Der andere Faktor ist allzu oft auch Wettbewerb. Mit sich selbst oder mit Anderen. Scharf essen ist cool (ja, unsere Chilisterne sind saumäßig cool und modern und Oma wird sie vermutlich NICHT gut finden!) und wer schärfer essen kann ist proportional cooler als die Mitesser. Hat jemand Lust auf ein Wettessen mit den Chilisternen? *g*
Mein Ding ist das nicht, ich stehe nicht besonders auf kulinarischen Masochismus, wenn ich auch hin und wieder gern mal etwas Chili oder Cayennepfeffer unter unser Essen mische. Aber nur als Geschmacksnote, nicht als Beweis meiner Männlichkeit. Da würde ich vermutlich nur Schleifchen ins Haar bekommen…
Kannst du dich mit meiner These anfreunden? Ich bitte um Kommentare dazu.
Ach ja, nur nebenbei: Wettbewerb macht nur wirklich Sinn, wenn man was zu messen hat. Deswegen ist die Scoville-Skala total praktisch :)
Die Scoville-Skala – Tropfen für Tropfen
Ich hab keine Ahnung wie die Chilisterne auf der Scoville-Skala abschneiden würden. Nicht besonders hoch vermute ich, aber doch spürbar über der Gemüsepaprika, die traditionell als Nullpunkt genannt wird.
Aber erstmal zur Theorie.
Das Scoville-Messverfahren im Ursprung
Die Messung der Schärfe war zunächst mal ein sehr subjektives Verfahren und eigentlich ziemlich ungenau. Wilbur L. Scoville war Pharmakologe und hat die Messung und die Skala 1912 entwickelt. Für einen Vertreter seines Standes war das „erfundene“ Verfahren allerdings echt ziemlicher Kindergeburtstag.
Man nehme einen (1) Tropfen der zu testenden Substanz, zum Beispiel eine pürierte Chilischote, Paprikapulver (scharf) oder Tabascosauce. Diese Probe wurde in wenig Alkohol gelöst um das Capsaicin verfügbar zu machen.
Einen Tropfen oder einen Milliliter dieser Probe verdünnt man nun mit Wasser, bis der Tester (der Mensch, der testet – keine Maschine) keine Schärfe mehr spüren bzw. schmecken kann. Gemessen wird die Verdünnung dabei ebenfalls in Tropfen oder Milliliter, eben in der gleichen Einheit wie die zu verdünnende Probe.
Verdünnen bis zur Unkenntlichkeit
1.000 Scoville Heat Units (SHU) bedeuten also, dass du 1 ml der Probe mit 1.000 ml Wasser verdünnen musst, bis keine Schärfe mehr wahrgenommen werden kann.
Unsere Low Carb Chilisterne schätze ich auf 1.000 bis 2.000 Scoville, was 1-2 Litern Wasser entspricht. Ob das so stimmt?
Diesen Test hat Scoville üblicherweise mit 5 unterschiedlichen Personen jeweils mehrfach durchgeführt, bevor ein Wert dokumentiert wurde. Aber es ist irgendwie trotzdem eher ziemlich Fehlerbehaftet, wenn man das mit heutigen Messverfahren vergleicht.
Trotzdem musst du dir jetzt auch vor Augen führen, was das bei richtig scharfen Chilis bedeutet. Der aktuelle Spitzenreiter ist eine Chili Namens „Dragons Breath“, zu deutsch etwas „Atem des Drachen“, bringt es auf 2.4 Millionen Scoville Einheiten. Das heißt, eine 1 ml-Probe dieser Chili muss mit 2400 Litern Wasser verdünnt werden, bevor die Schärfe neutralisiert ist. Das sind ca. 12 volle Badewannen (ohne dich drin) für EINEN MILLILITER.
Ein bisschen krank ist das schon.
Scoville Messverfahren heute
Wissenschaftler lassen heute natürlich auf keinen Fall mehr eine Bestimmungsmethode wie „Tropfen zählen“ zu, kommt gar nicht in die Tüte.
Auch die oben genannte Dragons Breath Chili wurde natürlich nicht so bestimmt. Heute gibt es eine Methode Namens Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC), die zu einem der Standardanalyseverfahren in der modernen Chemie geworden ist. Hiermit kann die Konzentration verschiedener Stoffe in Lösungen ermittelt werden. Hier wird der prozentuale Anteil der 2-3 häufigsten Capsaicin-Verbindungen gemessen, die das Gros der empfunden Schärfe oder Hitze verursachen.
Das ist natürlich eine sehr, sehr grobe Beschreibung. Der Grund dafür ist, dass ich selber kein tieferes Wissen zum Thema Chromatographie habe und eigentlich auch keins haben möchte. Momentan zumindest.
Ein paar scharfe Beispiele, voll bekleidet
Nur um mal ein Gefühl zum Thema Scoville Einheiten zu bekommen, habe ich hier einen kleinen Listenauszug bei Wikipedia geklaut und die Freiheit genommen die Wassermenge zur Verdünnung zu ergänzen. Unsere Low Carb Chilisterne möchte ich aber nicht in die Liste aufnehmen, weil es natürlich keine wirkliche Messung gibt ;)
Scoville-Grad | Beispiel | Wasser zur Verdünnung |
---|---|---|
0 | keine Schärfe, kein Capsaicinenthalten | — |
0–10 | Gemüsepaprika | 1 Esslöffel |
~16 | durchschnittliche untere Wahrnehmungsschwelle für Schärfe | knapp 2 Esslöffel |
100–500 | Peperoni | 2 Kaffeetassen |
1.000–10.000 | Sambal | max. 1 mittlerer Putzeimer |
2.500–5.000 | Tabascosauce (aus einer C.-frutescens-Chili-Züchtung) | ein Kochtopf |
2.500–8.000 | Jalapeño-Chili | ein großer Kochtopf |
30.000–50.000 | reiner Cayennepfeffer (C. annuum*) & Chili Rawit | ein Wohnzimmer-Aquarium |
50.000–100.000 | Piri-piri (C.-frutescens-Sorte), Tepin-Chili | bis zu 1/2 Badewanne |
100.000–350.000 | Habaneros (C.-chinense-Sorte) | das Aquarium beim Chinesen in der Innenstadt |
180.000–300.000 | im freien Handel erhältliches Pfefferspray | das kleinere Aquarium beim Chinesen, hinten bei der Küche |
1 Mio-2.4 Mio | diverse fiese Chilizüchtungen. Von Bhut Joloika über Carolina Reaper bis Dragons Breath | verschiedene Gartenteich-Größen |
15-16 Mio | Blair’s 16 Million Reserve, reines Capsaicin | Löschwasser von 6 durchschnittlichen Feuerwehrautos! |
Ein scharfes Rezept für wilde Weihnachten
Jetzt hab ich so viel über Scoville und Chili geschrieben, dass die Uhrzeit vergessen hab. Es ist 1:48 Uhr nachts und ich muss das Rezept noch schreiben ;)
Wir haben auch grade drüber diskutiert, wie wohl der Scoville Grad unserer Sterne ist. Also wir haben ja zwei Tütchen Chiliflocken verwendet, die jeweils mit 50.000 Scoville bemessen sind. Das macht bei rund 50 Chilisternen etwa 2.000 Scoville pro Stern. Und ich frag mich grade wie Vroni die Dinger überleben kann. Neutralisiert der Fettgehalt der Sterne eventuell die Schärfe doch soweit?
Egal, probiere es selber aus und berichte ;)
liebe Grüße
Nico
Low Carb Chilisterne
Zutaten
Teig
- 200 g gemahlene Haselnüsse
- 100 g Affiliate Link / Provisions Linkgem. Mandeln
- 125 g Marzipan (Low Carb, selbstgemacht)
- 110 g Affiliate Link / Provisions LinkErythrit
- 110 g Affiliate Link / Provisions LinkXylit
- 2 TL Affiliate Link / Provisions LinkPaprikapulver (rosenscharf)
- Affiliate Link / Provisions LinkSalz
- 2 Eiweiß
Guss/Glasur
- 1 Eiweiß
- 80 g Affiliate Link / Provisions LinkXylit
- 80 g Affiliate Link / Provisions LinkErythrit
- 2-3 El Affiliate Link / Provisions LinkChiliflocken
Anleitungen
- Ofen auf 150 Grad Ober-/Unterhitze vorheitzen.
- Xylit und Erythit zu Puder zermahlen.
- Marzipan, Süßungsmittel, Paprikapulver und 1 Prise Salz gut vermischen.
- Zwei Eiweiß zufügen und alles gut durchkneten.
- Nüsse und Mandeln einarbeiten.
- Teig 1 cm dick ausrollen, das geht am besten zwischen zwei Lagen Backpapier.
- Sterne (oder andere Formen nach Wahl) ausstechen und auf ein Blech mit Backpapier setzen
- 1 Eiweiß mit der zweiten Portion Süßungsmittel vermischen und zu einem glatten Guss rühren.
- Plätzchen gleichmäßig damit bestreichen und mit Chiliflocken bestreuen.
- Circa 10 Minuten backen, bis sich die Sterne vom Backpapier gelöst haben. Die Sterne sollten in der Mitte noch ein bisschen weich sein.
Video
Hinweis zu den Nährwerten
Die angezeigten Nährwertangaben sind nur eine Schätzung und können je nach den tatsächlich verwendeten Zutaten und Marken sowie den genauen Mengen variieren.
Angela
Sunday 29th of November 2020
Du suchst nach einem anderen Wort für "thrill"? Könnte man auch sagen "Kick"?
Ich suche nicht den Kick, sondern die normalen Zimtsterne. Es kam einfach beides im Suchergebnis.
Maria
Thursday 7th of December 2017
Ui, das ist ja mal eine ausgefallene Idee.
Anna
Thursday 7th of December 2017
Klingt sehr lecker und muss ich unbedingt vor Weihnachten noch ausprobieren :).
Beate Tantow
Sunday 3rd of December 2017
Großes Lob an euch! Selbst, wenn mich ein Rezept nicht so anspricht ( was selten der Fall ist) , ist eure Moderation es immer wert, das Video bis zum Schluss an zuschauen. Es ist ein einfach ein Genuss Macht weiter so. Wünsche euch einen schönen 1. Advent Gruß Beate