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Was sind eigentlich Ballaststoffe?

Diese Frage hab ich mir schon ziemlich oft gestellt. sind ja eigentlich auch Kohlenhydrate. Nicht umsonst stehen sie in den Nährwertangaben bei den Carbs, ggf. als Untergruppe mit der Bezeichnung davon Ballaststoffe. Bei den US-Amerikanern wird in der Nutrition Information auch immer mal von so genannten net-carbs gesprochen, also Netto-Kohlenhydrate – alle Carbs abzüglich der Ballaststoffe (Fiber).

Ich dachte mir dann vor einiger Zeit… Mensch du sitzt an der Quelle. Dein Bruderherz studiert Biochemie, deine zukünftige Schwägerin macht grad Ihren Master in Lebensmittelchemie. Frag mal die Karola! Und die liebe Karola hat geantwortet und ich hab das so verstanden wie ich es jetzt mal wiedergebe.

Also was jetzt… sind Ballaststoffe nun Kohlenhydrate oder nicht?blackberry-577057_1280

Einfache Antwort: ja, Ballaststoffe sind Kohlenhydrate, und zwar aufgrund der Bausteine aus denen sie gebildet sind.

Aber Ballaststoffe werden nicht verarbeitet wie Kohlenhydrate, because does not work. Fangen wir doch mal ganz vorne an, am Anfang des Verdauungstraktes an: im Mund (ja, ich weiß – bäh! Aber ist halt so.)

Die Verarbeitung von normalen Kohlehydraten, also Stärke und Saccharose beginnt im Mund, beim kauen. Ja, die Zähne helfen natürlich mit. Für die Aufspaltung von langen Kohlehydratketten ist aber trotzden ein Enzym im Speichel verantwortlich, nämlich die Amylase. Das kann man nachvollziehen und haben wir vermutlich alle in der Schule gelernt: wer z.B. ein Stück Brot lange genug kaut, schmeckt, dass es nach einiger Zeit süß wird. Süßer Geschmack bedeutet bei Kohlenhydraten also Aufspaltung von längeren Ketten in kürzere Ketten. Weniger komplexe Kohlenhydrate sind süßer.

Den Magen überspringen wir jetzt mal, the magic happens im Darm. (BÄH, again!)

Im Dünndarm angekommen werden nun die schon verkürzten Kohlehydratketten zu Einfachzuckern zerlegt und resorbiert. Hier findet dann quasi die Energieumsetzung statt und die Zucker wandern über die Darmwand in Blut und Leber, Muskeln und Gehirn.

Fazit: unsere Verdauungsinstrumente haben die Schlüssel (Enzyme) um normale Kohlendydrate aufzuschließen und zu verwerten. So entstehen Einfachzucker als Energieträger.

Nun die Ballaststoffe. Die bestehen aus den selben Grundbausteinen wie normale Kohlenhydrate, verfügen aber über andere und stärkere Bindungen zwischen den Bausteinen. Das bedeutet, dass Ballaststoffe weder im Mund noch im Magen oder Dünndarm zu Zuckern zerlegt werden können. Sie wandern also unverdaut weiter in den Dickdarm.

Dort werden sie dann nicht von Enzymen bearbeitet sondern von Bakterien zerlegt (fermentiert) und zwar nicht zu Zuckern sondern in Fettsäuren bzw deren Moleküle! Hier liegt schon mal ein gravierender Unterschied zwischen Kohlenhydraten und Ballaststoffen: das energietragende Produkt sind Fettsäuren, nicht Zucker! Diese Fettsäuren werden nun wiederum zur Energiegewinnung dem Stoffwechsel zugeführt, so wie wir das haben wollen.

Ballaststoffe haben aber noch mehr Vorteile bzw. andere Eigenschaften als Kohlenhydratecauliflower-849643_1280

Zum Einen wäre da der Energiegehalt: Carbs haben einen Brennwert von 17 kJ/g bzw 4 kcal/g, Ballaststoffe dagegen nur 8 kJ/g bzw 2 kcal/g. Das liegt wohl hauptsächlich ander deutlich aufwändigeren Verarbeitung, bis sie zur Energiegewinnung genutzt werden können.

Bevor die Ballaststoffe aber verdaut sind, binden sie Wasser. Sie quellen dann im Dickdarm sehr stark auf und machen den Darminhalt dickflüssig (WähäHÄHÄ, nochma!). Das bringt den Darm in Schwung und regt Bewegung an, was die Verdauungsleistung fördert.

Außerdem sind die Ballaststoffe wie erwähnt Nährstoff für unsere absolut lebenswichtigen Darmbakterien, das sorgt auf diesem Weg für eine ausgeglichene Darmflora.

Des Weiteren helfen Ballaststoffe außerdem den Cholesterinspiegel zu regulieren. Wir brauchen Gallensäure um Fett zu verdauen, das ja u.a. bei der Verdauung von Ballaststoffen entsteht.  Gallensäure wiederum wird aber aus Cholesterin gebaut. Grundsätzlich versucht unser Verdauungssystem Gallensäuren zu sparen und verwendete Flüssigkeit wieder zu aufzubereiten. Weil der Darminhalt durch die Ballaststoffe zähflüssiger wird gelangt aber die Gallensäure in diesem Gemisch schlechter an die Darmwände, wo sie aufgenommen werden würde und wird stattdessen zu einem guten Teil ausgeschieden. Da nun ein gewisser Mangel an Gallensäure entsteht muss diese neu gebildet werden und zwar aus dem im Körper vorhandenen Cholesterin!

Too long, didn’t read.

  1. Ja, Ballaststoffe sind Kohlenhydrate, rein biochemisch. Verdaut werden sie aber zu Fett (bzw. genauer zu Fettsäuren), nicht zu Zucker.
  2. Ballaststoffe sind aufwändig zu verdauen, spenden also weniger Energie pro Gramm als Kohlenhydrate oder Fette.
  3. Ballaststoffe sorgen für eine gesunde Darmflora und verbessern die Verdauung insgesamt.
  4. Cholesterin wird durch erhöhte Ballaststoffzufuhr gesenkt, weil die Verdauung von Ballaststoffen Gallensäure ausschwemmt, die aus Cholesterin neu gebildet werden muss.
  5. Bäääääääh! Scheißthema.

Mal ehrlich: Nachteile scheinen Ballaststoffe ja keine zu haben. Kann man ballaststoffreiche dann nicht direkt als Superfood klassifizieren? Ich denke ja. Viele wie z.B. Chia Samen zählen ja sowieso schon dazu. Flohsamenschalen sind mit 88g/100g auch fast schon reine Ballaststoffe und gehört auch in jedes Low Carb Backregal. Was sagt Ihr dazu. Wie sorgt Ihr für eine ausreichende Versorgung mit Ballaststoffen und vor allem: wieviel ist genug? Die DGE spricht ja von 30g am Tag oder sowas, das halte ich für deutlich zu wenig. Robert H. Lustig spricht in Sugar: the bitter truth davon mit 300g Ballaststoffen am Tag viele Krankheiten kurieren zu können. Übertreibt der Mann?

Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare :)

Rock on,

-Nico

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Über Nico

Avatar-FotoNico ist Ernährungsberater, zertifizierter Fastenleiter und Keto-Experte. Er ernährt sich selbst seit 2014 Low Carb mit ketogenen Phasen. Bisher hat er damit über 40 kg abgenommen und hilft anderen, ihre Gesundheit durch Ernährungs- und Lebensstiländerungen zu verbessern.

Weiterbildungen: Ernährungs- und Gesundheitsberater (Isolde Richter), Fastenleiter (Isolde Richter)

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Sonja

Wednesday 10th of June 2020

Ja, du hast es gut gemacht. Danke für deinen Beitrag! Mit dem Denglisch sehe ich es ähnlich. Manche etablierten Phrasen zwischendurch sind ok, aber zwischendurch auf einmal auf English umzuschalten wirkt ein wenig komisch. ;)

Silvia

Tuesday 1st of August 2017

Bin gerade dabei, für Kurse, die ich im Landratsamt halte, zu recherchieren. Dabei bin ich auf deinen Artikel gestoßen. Sehr guter Beitrag, und auch für "Otto-Normalverbraucher" gut zu verstehen. Natürlich sind die englischen Beiträge jetzt nicht unbedingt deutsch, aber shit happens, was solls ;) LG Silvia

Janna

Saturday 5th of September 2015

ein sehr informativer Beitrag und gut nachzuvollziehen, danke dafür!

Was mich allerdings sehr stört, sind die dauernd eingeschobenen englischen Floskeln. Es glaubt dir sicher auch so jeder, dass du Englisch kannst! (das musste ich mal los werden :-)

Das überall zunehmende "Denglish" halte ich für eine langsam unerträgliche Unsitte.

Nix für ungut, macht mit der Info weiter so!

LG Janna

Nico

Saturday 5th of September 2015

Danke für den Kommentar. Das Ding mit den englischen Sprachanteilen... hm ja ich hab mich beim schreiben des Artikels "grade so gefühlt" und dann landet es auch so im Text, ich verstelle mich halt nicht gerne. Aber ich glaube der Text war auch so verständlich, oder?