Vor einiger Zeit kam unter einem unserer YouTube Videos mal die (sicherlich provokant gemeinte) Frage: „Wem wollt ihr hier eigentlich was erzählen?“
Gemeint war vermutlich ein unverblümtes „Wen wollt ihr hier eigentlich verarschen?“ von einem selbsternannten Ernährungsexperten; auch das ist nur eine Vermutung meinerseits, weil auf unsere Rückfrage keine Antwort mehr kam – wie üblich in solchen Fällen. Ist auch nicht schlimm, Stänkerei gehört halt zum Job und sollte nicht überbewertet werden.
Trotzdem hat die Frage ein leises, aber doch recht hartnäckiges Echo hinterlassen: für wen ist Low Carb Ernährung aus unserer Sicht eigentlich gut? Wer braucht das, wem helfen wir?
Warum „One-Size-Fits-All“ bei der Ernährung ein gefährlicher Irrglaube ist
Der erste Impuls ist ganz menschlich und vielleicht von Stolz geprägt, vielleicht auch einfach defensiv: Low Carb ist für alle, braucht jeder, alles andere ist vermutlich total ungesund. Punkt, Aus, Ende.
Der zweite Gedanke entlarvt diese Verallgemeinerung als Quatsch, so wie alle anderen Verallgemeinerungen auch! Ganz realistisch betrachtet: wenn du rundherum gesund bist, keine Gewichtsprobleme hast und mit deiner Ernährung zufrieden bist oder dir einfach keine Gedanken darüber machst, dann machst du wahrscheinlich gerade alles richtig – zumindest für den Augenblick.
Klar kann ich jetzt noch 100 Einschränkungen anfügen:
- wenn du jung bist kannst du dir viel mehr erlauben und in 10 Jahren holt es dich dann ein;
- möglicherweise braut sich schon was zusammen und du weißt es nur noch nicht;
- Symptome wie Fettleber, Bluthochdruck, Insulinresistenz oder Arteriosklerose kann man nicht erspüren bevor die Kacke schon lange am dampfen ist;
- du hast bestimmte irgendwelche Zipperlein die du gar nicht mit schlechter Ernährung assoziierst oder du machst dir halt selber was vor.
Das ist zwar alles nicht falsch, aber diese Aufzählung von hypothetischen Katastrophen wird auch niemanden davon überzeugen einen anderen Lifestyle anzunehmen.
Fakt ist einfach, dass wir nicht durch die Gegend rennen und ungefragt wildfremden Leuten erzählen wollen, was sie alles falsch machen. Ein kitschiges „Never change a running system!“ ist hier durchaus angebracht.
Warum solltest du deine Ernährung ändern, wenn du keinen bekannten Grund dafür hast? Solltest du nicht; es sei denn du bist hobbylos und brauchst dringend was zu tun. Ist aber dann nicht meine Baustelle.
Die Chance, dass du dich hier auf einem Low Carb und Keto Blog tummelst und diesen Artikel liest und KEINEN Grund hast, dir über deine Ernährung Gedanken zu machen, ist aber – Verzeihung – saumäßig niedrig. Daher gehe ich einfach mal frech davon aus, dass du auf irgendeine Art von Problemlösung durch die Ernährung hoffst. Meistens ist es einfach Gewichtsverlust, immer öfter aber auch gesundheitliche Umstände die von Diabetes über Allergien bis hin zu allerlei Volkskrankheiten und angeblichen Alterserscheinungen reichen.
Alles andere hat bisher nicht funktioniert 🤷♂️
Der Content, den wir hier produzieren, ist gedacht für Leute wie Vroni und mich. Wir haben beide viele verschiedene Diätversuche hinter uns und waren mit den üblichen Ansätzen wie FDH und kommerziellen Programmen wie Weight Watchers und 10WBC auch moderat erfolgreich – zumindest solange wir dabei geblieben sind. Danach gings halt wieder hoch, weil der Jojo-Effekt real ist und wir hinterher so gegessen haben wie vorher. Keine große Überraschung also.
Du willst deine Ernährung umstellen, weißt aber noch nicht so recht, ob du dich für Keto oder Low Carb entscheiden sollst? Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede es gibt, das haben wir in unserem Artikel: „Keto und Low Carb – Gemeinsamkeiten und Unterschiede“ für dich zusammengefasst.
Das Problem war einfach, dass wir an nichts langfristig dranbleiben konnten, und ich kann dir nicht mal genau sagen, woran es in jedem Einzelfall lag. Mit Low Carb und Keto ist es für uns aber anders, wir haben 2014 umgestellt und sind seither dabei. Klar mit Höhen und Tiefen, das ist über die Jahre normal, aber trotzdem unterm Strich immer positiv.
Wenn das für dich mit FDH, Low Fat, vegetarisch oder etwas anderem funktioniert, gibt es keinen Grund dich von irgendwas anderem zu überzeugen. Jede Art von bewusster Ernährung ist potenziell besser als industrielle Zufallsernährung. Mir ist dabei erstmal egal welche Alternative Weise auf dem Papier gewinnt. Denn in der Realität gewinnt, was kleben bleibt.
Unser Blog und auch unser YouTube Kanal war für uns unter anderem ein Mittel zum Commitment, d.h. eine Verbindlichkeitserklärung oder Selbstverpflichtung (manchmal ist mir unsere Sprache einfach zu klobig und es schleicht sich ein englisches Wort ein, sorry!). Uns öffentlich zu dieser Ernährung zu bekennen und ständig „unter Beobachtung“ hat uns sehr geholfen, über die Jahre dranzubleiben. Und auch dabei, in schweren Phasen nicht völlig vom Glauben abzufallen, sondern wieder zurückzukommen.
Denn auch bei uns klappt alles mal besser und mal schlechter.
Letztendlich sind wir aber auch nur aus Zufall bei LC gelandet, eben weil sonst einfach nichts dauerhaft funktioniert hat. Mit dieser Ernährung war es anders und deshalb sind wir nach 10 Jahren immer noch dabei.
Ob as bei dir auch so sein wird können wir nicht weissagen, aber wir wollen dir dabei helfen, es herauszufinden. Wenn du willst.
Ist Intervention nötig?
Manche Menschen, so wie ich früher, brauchen Hilfe bei einem ganz spezifischen Problem und das unter Umständen auch noch ziemlich schnell.
Dazu gehören in erster Linie hoher Blutzucker und daraus folgende Insulinresistenz und später Diabetes. Außerdem die anderen Teile des metabolischen Syndroms: hoher Blutdruck, Übergewicht und gestörte Blutfettwerte („erhöhtes Cholesterin“ etc.).
Es braucht einfach keinen Raketenchirurgen um zu verstehen, dass die Reduzierung von Lebensmitteln die den Blutzucker stark erhöhen, dabei helfen, die gesundheitlichen Gefahren von hohem Blutzucker zu reduzieren.
Hoher Blutzucker blöd?
Essen das Blutzucker hoch macht => weniger oft essen!
Die zweifelhafte Anweisung, weniger Fett und viel Vollkorn zu essen und gegen den Blutzucker einfach Insulin zu spritzen, erweist sich bei vielen Patienten einfach nicht als wirksam, sondern führt langfristig eher dazu, dass immer mehr Insulin benötigt wird. Eine große Überraschung ist das allerdings nicht.
Auch stark im Trend und häufiger als man meinen möchte: die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD), also krankhafte Organverfettung in der Leber. Hier hilft Low Carb ganz wunderbar und Keto sogar noch besser, zum Beispiel, weil eine der Hauptursachen für NAFLD Fruktose zu sein scheint. Keto und vor allem der Verzicht auf Fruktose in Kombination mit intermittierendem Fasten funktioniert jedenfalls ganz wunderbar und hat meine ziemlich katastrophale Fettleber komplett verschwinden lassen; den gleichen Effekt haben auch schon diverse Coachingklienten beobachtet.
Darüber hinaus eignet sich Keto auch um schnell etwas Gewicht zu verlieren, gleich aus welchem Grund. Das wissen Bodybuilder die in Wettkampfform kommen wollen und das bestätigen auch diverse Studien1. Zwar gibt es auf lange Sicht, so heißt es, keinen Unterschied bezüglich Gewichtsverlust zwischen Keto, Low Fat oder FDH. Aber das heißt auch, dass man erstmal lang genug dran bleiben muss um die „lange Sicht“ zu erleben.
Also, für wen machen wir das eigentlich?
Kurz gesagt: für uns, und für Menschen die beim Thema Ernährung unsere Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Wir sind nicht hier um aller Welt zu erzählen, dass wir den Schlüssel zur einzig wahren Ernährung für alle Menschen haben. Ich glaube, wir haben zwar genau das früher mal angenommen und auch wirklich daran geglaubt. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass man nicht mehr über den eigenen Tellerrand hinausblicken kann, wenn man überzeugt davon ist, die ganze Wahrheit bereits zu kennen.
Deswegen ist eines ganz klar für uns: wir machen Content für Menschen, die ihn haben wollen und Leute die vielleicht unsere Hilfe möchten oder brauchen.
Uns geht es nicht (mehr) primär um Gewichtsverlust und Fettabbau – obschon das auch nicht stört und ein willkommener Nebeneffekt ist – sondern viel mehr um die allgemeine Gesundheit, auch unsere eigene. Wir sind selbst die gröbsten Probleme los, vielleicht abgesehen von radikalem Fitnessmangel weil Keto leider nichts dran geändert hat, dass wir Bewegungsmuffel und Kopfarbeiter sind. Aber das kriegen wir auch noch hin, wir sind erst Mitte 40!
Wenn DU also herausfinden willst, ob eine Umstellung auf Low Carb oder Keto bei dir Ähnliches bewirken kann, dann ist die Antwort: für dich.
Wir machen das hier für dich. Nicht uneigennützig und nicht selbstlos, denn es ist auch unser Job. Aber dennoch: für dich, wenn das du willst.
Fußnoten und Quellenangaben
1. Studien zu Keto und Gewichtsverlust bei PubMed: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=ketogenic+diet+fast+weight+loss&filter=pubt.clinicaltrial