Weihnachten kam und ging in großen Schritten. Übelsten Gerüchten zufolge hat der Kalenderkongress außerdem wohl geplant, das Jahr 2023 kurz darauf zu beenden, angeblich soll das jetzt wohl jeden Tag soweit sein.
Ich hoffe noch immer, dass sich das als Falschmeldung entpuppt, denn Vroni und ich sind sowas von überhaupt gar nicht damit einverstanden. Ein Blick auf die vielen unerledigten Punkte unserer ToDo-Liste lässt vermuten, dass wir maximal Frühsommer haben können, denn sonst kommen wir nicht mal in die Nähe von „alles erledigt“.
Irgendwie nicht
So oder so ähnlich könnte ich den Gedanken: „Tja, das Jahr lief aber echt nicht so wie geplant!“ formulieren. Letztendlich ging es in den letzten Jahren wohl vielen von uns so. Ob es nun diese ganze Pandemie-Situation war, die alles durcheinander gebracht hat, ob es persönliche Umstände waren oder ob völlig andere, möglicherweise unbekannte Gründe verantwortlich sind, ist im Nachgang wohl nicht mehr wichtig. Ein nicht so gutes Jahr kann man schließlich nicht mehr rückgängig machen, oder neu anfangen.
Ein neues Jahr hingegen kann man auch als Neuanfang sehen. Denn ab 01. Januar wird alles leichter und besser. Vielleicht auch erst am 02. Januar, denn der erste ist ein Feiertag und außerdem hat man da einen Kater.
Gute Vorsätze fürs neue Jahr drängen sich in den letzten paar Tage des Jahres auf. Ich spüre diesen Motivations- und Planungsdrang meist so ab 27.12 oder 28.12, nachdem Weihnachten abgeklungen ist. Und Vorsätze fassen fühlt sich meist auch richtig und gut an.
Doch eigentlich wissen wir alle:
Neujahrsvorsätze sind doof
Meine Problematik mit diesem verführerisch einleuchtenden Konzept ist, dass es nicht funktioniert. Korrektur, dass es für mich nicht funktioniert. Wenn du erfolgreich mit Neujahrsvorsätzen arbeitest, dann lass dir nix von mir erzählen. Hör auf zu lesen und mach einfach das was du immer machst. Die Chance, dass du beim ersten Satz wissend genickt hast, ist dennoch recht hoch.
Ich persönlich kenne niemanden, der ernsthaft und konsequent Neujahrsvorsätze durchhält. Oder zumindest kenne ich niemanden der mit mir darüber spricht. Ich persönlich kann mich ab Mitte März nicht mal mehr an meine silvesterlichen Neujahrsideen erinnern.
Über die Gründe kann ich nur spekulieren, aber ich vermute, dass zu spezifische Zielvorgaben dazu einladen, umgangen zu werden. Gleichzeitig ist ein sehr spitz definiertes Ziel wie „Ich werde im Jahr 2024 mindestens 10 kg abnehmen!“ eine üble hit-or-miss Angelegenheit.
Wenn ich nur 8 oder 9 Kilo schaffe, hab ich dann versagt? Was passiert, wenn ich nur 1 Kilo schaffe, oder sogar zunehme? Natürlich passiert nichts, und schlimmstenfalls lernt unser Unterbewusstsein dabei noch ein wenig mehr, dass Ziele keine Rolle spielen.
Aber es gibt eine Alternative, die ich persönlich gut finde: Der YouTuber CGP Grey hat schon vor ein paar Jahren das Konzept der „Themes“ in einem Video vorstellt. Das englische Wort „Theme“ entspricht in diesem Kontext ziemlich genau dem Wort „Motto“, was aber furchtbar abgedroschen und kitschig klingt. Daher will ich es eigentlich gar nicht verwenden. Wenn ich das Wort Jahresmotto höre oder lese, dann rollt mein innerer Schweinehund mit den Augen und dreht sich angewidert weg. Deswegen werde ich vermutlich weiter beim Begriff „Theme“ bleiben, aber du darfst „Motto“ denken, wenn dir das lieber ist.
Was unterscheidet das Jahresmotto vom Neujahrsvorsatz?
Wie eben schon erwähnt: Neujahrsvorsätze sind in der Regel spitz definierte Ziele.
Denn das haben viele von uns aus unzähligen Zielsetzungs-Seminaren oder Selbstmanagement-Kursen und Videos von selbsternannten Motivationstrainern und Lifecoaches gelernt: Ziele müssen spezifisch sein. Und außerdem messbar, attraktiv, realistisch und terminiert! Kurz, Ziele müssen SMART sein. Auf deutsch heißt das soviel wie klug oder geschickt, und war auch eine gute Begründung diese smarte Abkürzung zu erfinden.
SMARTe Ziele sind erwiesenermaßen wirkungsvoll und erfüllen beispielsweise im Berufsleben die wichtige Aufgabe der genauen Aufgabenstellung. Wenn der Chef genau sagen kann, was von den Angestellten erwartet wird, sorgt das im Regelfall zu einem besseren Arbeitsalltag bei allen beteiligten. Ein guter Arbeitgeber oder Abteilungsleiter beherrscht das, auch wenn es vielleicht nicht formal in trendige Konzepte gekleidet sein mag.
Für den typischen Neujahrsvorsatz ist das SMART-Konzept aber nicht so gut geeignet. Zum einen, weil quasi niemand seine Neujahrsvorsätze auf die nötige Weise formalisiert und anschließend in kleine Schritte und Zwischenziele und Zeitpläne herunterbricht. Im Gegenteil, der Vorsatz lautet eher wie „In 2024 werde ich 10 Kilo abnehmen“ oder „Nächstes Jahr gehe ich jede Woche 3x ins Fitnessstudio“, oder „Ich nehme mir mehr Zeit für meine Familie“ und so weiter. Genauer und geplanter wird es selten.
Das Theme, oder halt doch Motto, ist mehr sowas wie eine Überschrift, oder vielleicht eine unscharfe Idee. Im Unterschied zu einem klaren Ziel gibt das Theme eher einen groben Handlungsrahmen vor, was sehr viel weniger anstrengend und auch flexibler ist.
Der Alltag ist mit einem Theme im Hinterkopf sollte relativ einfach sein, denn du lässt dein Theme in deine normalen Alltagsentscheidungen einfließen. Ist ein Theme „Jahr der Fitness“, dann muss das in die Entscheidung einfließen, ob du im Kaufhaus die Treppe oder den Fahrstuhl nimmst und ob du deinen Schweinehund überwinden kannst und vor oder nach der Arbeit doch noch eine Stunde im Studio einlegst.
Ein „Jahr des Lesens“ oder „… Lernens“ mag dir dabei helfen den Fernseher auszuschalten und stattdessen ein angemessenes Buch in die Hand zu nehmen, oder endlich mit dem verflixten Onlinekurs für angewandte Mikroelektronik fortzusetzen, bei dem du seit Monaten an Kapitel 3 von 50 stehst.
Das Theme ist der Knoten im Taschentuch, der dich daran erinnert, was wichtig(er) ist.
CGP Grey spricht im zugehörigen Video unter anderem vom „fog of the future“ (Nebel der Zukunft), angelehnt an den „fog of war“ (Nebel des Krieges), den alle Computerspieler kennen. Letzteres beschreibt den verschleierten Teil auf einer noch nicht vollständig erforschten Landkarte: du weißt so ungefähr in welche Richtung du dich bewegen musst, aber nicht was dich auf dem Weg erwartet. Du kannst nicht den Weg um einen Berg planen, von dem du nicht mal weißt ob er existiert.
Der Nebel der Zukunft folgt dem selben Gedanken: wenn du jetzt detaillierte Pläne machst, die den Rest des Jahres betreffen, dann besteht eine fast absolute Wahrscheinlichkeit, dass du mit nerviger Regelmäßigkeit auf unvorhergesehene Hindernisse stößt. Das soll nicht heißen, dass dich automatisch jedes Hindernis ins Stolpern bringt oder sogar zur Aufgabe zwingt, aber es kostet unnötig Energie.
Ein (hoffentlich) anschauliches Beispiel:
Neujahrsvorsatz „3 Tage pro Woche im Gym“
Du brauchst einen relativ festen Trainingsplan, z.B. Montag-Mittwoch-Freitag oder Dienstag-Donnerstag-Samstag. Der Vorsatz funktioniert gut wenn du einen geregelten Arbeitsalltag hast und an einem festen Ort arbeitest, oder zumindest in der selben Stadt.
Potenzielle Hindernisse sind alle Situationen, die diesen Alltag verändern: Urlaub, Dienstreisen, Schichtarbeit, soziale Verpflichtungen… eigentlich gibt es extrem viele Möglichkeiten diesen Plan zu stören.
Das hält natürlich echte Sportler nicht davon ab ihr Ding zu machen, kann aber die neuen und zerbrechlichen Gewohnheiten eines Neulings durchaus negativ beeinflussen. Dazu kommt noch, dass es viele Gelegenheiten gibt, Fehlschläge zu vermerken. Eine Woche krank, 3x Studio ausgelassen. 2 Wochen Urlaub? Sechs mal versagt. Das ist entweder ganz schlecht für die Arbeitsmoral oder normalisiert Fehlschläge.
Sehr weitsichtig wäre, wenn der Neujahrsvorsatz solche Fälle vorhersieht und vielleicht Urlaub und Ersatzaktivitäten einplant, beispielsweise Joggen im Urlaub oder eine Liegenstützregime, wenn man halt partout nicht aus dem Haus zum Training kann. All das klingt aber überhaupt nicht wie ein heroisches Versprechen in Feuerwerksatmosphäre… viel zu viel Wenn und Aber. Deswegen macht das auch kaum wer so.
„Jahr der Fitness“ als Theme
Das Theme/Motto macht es dir einfacher, weil die Vorgaben nicht so streng sind. Die Idee ist, viele kleine und mittlere Dinge im Alltag so zu gestalten, dass sie deinem Theme zuträglich sind. So als wäre es ein Charakterzug, ein Verhaltensmuster.
Wenn du nicht ins Studio kannst, achtest du eben drauf den Tag über ein paar tausend extra Schritte zu Fuß zurückzulegen, Treppen sind sogar noch ein Bonus. Statt am Strand zu liegen könntest du einen Aktivurlaub einplanen, der die eine oder andere Wander- oder Radtour einschließt – muss ja nicht ganze Zeit sein, du kannst ja AUCH am Strand liegen.
Der Punkt ist, dass du dir nicht selbst irgendwelche fast unmöglichen Aufgaben aufladen sollst, die du total einfach verhauen kannst. Im Gegenteil dazu soll dir das Theme dabei helfen, dich zu verhalten wie ein Mensch, der das schon beherrscht, was du dir aneignen willst. Zum Beispiel einen aktiven Lebensstil, Gesundheitsbewusstsein, regelmäßiges Lesen oder was auch immer dir wichtig ist.
Dein Theme soll ein flexibles Mindset sein, das du locker um dein Leben wickeln kannst, statt ein starres Gitter in das du dich einsperrst. Dann wird es irgendwann wirklich zum Teil deiner Persönlichkeit. Und fast mühelos.
Was hat das hier dieser Artikel mit Low Carb zu tun?
Vielleicht viel, vielleicht auch gar nichts. Wenn dein Neujahrsvorsatz eine Diät gewesen wäre, dann wird nun vielleicht ein „Jahr der gesunden Ernährung“ für dich, was weiß denn ich?
Der Punkt ist aber eher, dass Themen rund um Selbstmanagement und Selbstmotivation viel mit uns, also Vroni und mir zu tun haben. Für uns als eigenständige Unternehmerchen sollten diese Mechanismen fester Teil unseres Alltags sein, aber das war einfach nie so. Organisiert und diszipliniert zu bleiben, ist unser täglicher Kampf gegen uns selbst, gegen äußere Ablenkungen und gegen alles was interessanter als die eigentliche Arbeit ist.
Das begleitet uns nicht erst seit wir selbstständig sind, sondern beide seit frühester Kindheit. Alle üblichen und unüblichen Methoden zur Selbstorganisation konnten bestenfalls kurzzeitig weiterhelfen.
Mittlerweile, seit etwa 3 Jahren, hat das alles für uns beide auch einen Namen, denn innerhalb von etwas einem Jahr sind Vroni und ich jeweils mit ADHS diagnostiziert worden. Das hat in sehr kurzer Zeit sehr viele Fragen beantwortet, und gleichzeitig ungefähr genau so viele neue gestellt.
Das Ganze nimmt (hoffentlich verständlicherweise) mittlerweile recht viel Platz in unserem Leben ein. Der logische Schluss ist, dass wir die Themen die uns beschäftigen auch in unseren Blog aufnehmen und unseren Lesern Einblick geben soweit wir uns damit wohl fühlen und weitergeben was wir gelernt haben, egal ob Gutes oder Dinge, die wir gerne verändern möchten.
Unser Theme für 2024 wird also…. noch entschieden.
Line
Sunday 7th of January 2024
Ein gutes neues Jahr euch beiden! Danke für den interessanten Bericht.
Ich freue mich auf euch 2024 🌞.
Viele Grüße aus Berlin Line 🙋🏻♀️
Ruth Widmaier
Sunday 7th of January 2024
Unser Sohn (33J.) ist seit 25 Jahren ADHS diagnostiziert. Mein Mann und ich (80 u.75J.) sind nicht diagnostiziert, aber durchaus mit Symptomen. Seit ca. 15 Jahren ernähren wir uns LowCarb und es geht uns allen sehr gut damit. Omega3 ist ein wichtiges Puzzle Teil dabei. Als wir umgestellt haben, gab es noch kaum Hilfen und war sehr mühselig. Heute ist die Umstellung nur noch eine Umstellung im Kopf!!!! Dafür sei euch allen gedankt❣️ Weiter so❣️