Grillsaison ist, trotz all dem [Schmipfwort]-Wetter. Grade hier bei uns in Bayern geht’s ja zur Zeit heftig ab, so in puncto Niederschlag. Aber wir lassen uns die Stimmung trotzdem nicht versauen. Zum einen weil wir sowieso immer gut drauf sind und zum anderen wir Glücklicherweise nicht im Hochwassergebiet wohnen. Würde auch nicht tauschen wollen, bei aller Sympathie mit den Flutopfern, aber nein, tauschen würde ich nicht.
Aber grillen ohne gute Beilagen geht ja auch nicht. Klar, Fleisch ist toll und sicherlich bei jedem Grillfest der Star, aber NUR Fleisch? Zugegeben verlockend, grad für mich als overly manly man *grins*, aber trotzdem fehlt was, wenn ich nicht einen guten Salat als Beilage hab. Und der Klassiker ist natürlich Kartoffelsalat.
Huch! Hat er das K-Wort gesagt? Steinigt Ihn, verbrennt ihn… grillt ihn?
Also, mich, nicht den Kartoffelsalat :P
Wir machen unseren Kartoffelsalat natürlich nicht aus Kartoffeln, wär ja auch doof, der Stärke wegen und so, Ihr wisst schon. Ausserdem enthalten diese leider recht schmackhaften Knollen (ja ich weiß, sind keine Knollen – egal!) neben den Kohlehydraten ja noch einige andere doofe Kleinigkeiten, wie Lektine und Glykoalkaloide.
Das wird natürlich alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird, letztlich sprechen wir aber von einem Blutzuckerturbo, den wir uns einfach nicht geben müssen, auch wenn die Kartoffel überraschenderweise grade mal – je nach Sorte – 15-25% Kohlenhydrate haben (ich hätte aus dem Bauch raus mehr geschätzt, muss ich ganz ehrlich zugeben). Trotzdem, no go ist no go.
Und der Ersatz?
Eines der bayrischen Lieblingsgemüse: der Radi. Oder auch hochdeutsch „Rettich“. Nein, wir bleiben bei Radi! Wird ausserhalb Bayerns eigentlich auch so viel davon gegessen? So als Radisalat und so? Schreibt mir das mal bitte in die Komments, ich hab keine Ahnung ob man beispielsweise im Norden traditionell regemäßig Radi isst *grübel*.
Gesund ist er, ganz schön scharf kann er auch werden, wenn man ihn roh isst, so wie Radieschen auch. Die beiden sind übrigens überraschenderweise nur entfernt verwandt. Aus dem Radi kann man wiederum alles mögliche machen. Puffer, Kraut, Salat, Stifte, Scheiben, Geriebenes, gebacken, gebraten, roh, mit Essig-Öl-Dressing oder einfach nur salzen und mümmeln.
Die Nährwerte sind für uns Low Carbler doch recht beeindruckend: nur 14 kcal pro 100g, dabei 1g Eiweiss, ca 0,2g Fett (was schade ist), 1.9g Nettokohlenhydrate und immerhin 2,5-3g Ballaststoffe. Dabei sorgen dann noch die enthaltenen Senföle, die für die Schärfe verantwortlich sind (wie beim Wasabi oder anderem Meerrettich), für eine gute Verdauung und eine gesunde Leber und Galle. Also wems schmeckt: rein damit, ohne Reue!
Ja aber Radi ist doch gar nicht gelb, das sieht doch blöd aus!
Stimmt, der ist weiß. Aber wir können den richtig schön Kartoffelgelb machen. Haben wir ganz alleine nicht rausgefunden. Nein, Ehre wem Ehre gebührt – wir haben die Idee von Daniela von lowcarbgoodies.at gemopst. Danke, Daniela ;)
Der „Trick“ ist total simpel. Wir kochen die Radischeiben in einer Gemüsebrühe mit ordentlich Kurkuma drin, und schon hat man die gewünschte Farbe, wir man auf dem Foto unschwer erkennen kann.
Was ist denn nun Kurkuma schon wieder?
Kurkuma * ist bei uns hauptsächlich als gelbes Pulver in Gewürzdöschen erhältlich und bekannt. Man kennt das Gewächs auch als gelben Ingwer, Gelbwurz und noch unter ein paar anderen Namen. Und tatsächlich ist es auch ein naher Verwandter des Ingwers und in Südasien zuhause. Abgesehen von einem angenehm erdigen, mild würzigem bis bitteren Geschmack und der grandiosen Fähigkeit alles gelb zu machen was nicht bei drei auf den Bäumen ist – darunter auch Hände und T-Shirts – ist Kurkuma auch wirklich sehr gesund. Das enthaltene Kurkumin ist stark entzündungshemmend und ist in puncto Wirksamkeit tatsächlich auf Augenhöhe mit Ibuprofen oder sogar Hydrokortison *hust*dreckszeug*hust* – Pharmahersteller mögen das zwar abstreiten, die Wirkung scheint jedoch erwiesen zu sein. Darüber hinhaus soll es auch gut gegen diverse Krebsarten, Alzheimer und ein paar andere „Zipperlein“ helfen, und das alles ohne die Nebenwirkungen der üblichen pharmakologischen Produkte. Ach ja, ein starkes Antioxidans ist es auch noch. Aber bevor ich heute Nacht von einem Pharmavertreter gelynchmördert werde, geh ich lieber wieder raus aus der Apotheke und zurück in die Küche.
Zurück am Kochtopf
… und zurück zum falschen Kartoffelsalat. Wir machen den auf die Art, wie uns unsere Eltern den als „typisch bayrisch“ beigebracht haben. Die „typische“ Machart mag von Region zu Region unterschiedlich sein, vielleicht gar von Familie zu Familie. Aber unserer ist halt mal mit Essig und Öl, etwas Brühe, Zwiebeln, Speck, Senf und ein paar Gewürzgurken. Wer ihn lieber mit Mayonnaise möchte, der kann das ja entsprechend abwandeln, Ihr seid ja alle schon groß & selbstverantwortlich… oder?
Durch das Kochen in der Gemüse-Kurkumabrühe wird der Radi übrigens zum einen natürlich schön weich und gelb, aber vor allem verliert er dabei auch seine Schärfe und auch recht viel des Eigengeschmacks. Verstärken kann man das „abmildern“ auch noch, indem man die Scheiben eine Stunde in kaltem Wasser liegen lässt.
So jetzt aber zum eigentlichen Rezept.
Viel Spaß
-Nico
falscher Kartoffelsalat Low Carb
Zutaten
- 3 Stangen Rettich (… Radi!)
- 100 g Affiliate Link / Provisions LinkBacon
- 3 Zwiebeln (mittelgroß)
- 2 Zehen Affiliate Link / Provisions LinkKnoblauch
- 5 Essiggurken
- 3 TL Affiliate Link / Provisions LinkSenf (mittelscharf)
- Affiliate Link / Provisions LinkKurkuma
- Affiliate Link / Provisions LinkSalz
- Affiliate Link / Provisions LinkPfeffer
- Gemüsebrühe (besser selbst gemacht, gekaufte ist nicht LCHF)
- 8 EL Affiliate Link / Provisions LinkApfelessig
- 8 EL Affiliate Link / Provisions LinkOlivenöl
Anleitungen
- Radi schälen und in ca. 0,5cm dicke Scheiben schneiden, evtl Scheiben nochmal halbieren, falls sie zu groß sind.
- In einem Topf Wasser zum Kochen bringen und 1-2 EL Gemüsebrühe und 2 EL Kurkuma einrühren
- Radischeiben dazugeben und 15 Minuten kochen, bis der Radi weich und gelb ist.
- Wenn man den Salat dann kalt mag, Radi rausnehmen und abkühlen lassen. Falls nicht, dann auch auch rausnehmen, nur nicht so lange abkühlen lassen.
- In der Zwischenzeit Knoblauch hacken, Zwiebeln in Ringe oder halbe Ringe schneiden und Essiggurken in Scheiben schneiden.
- Bacon in einer Pfanne mit wenig Fett bis zur gewünschten Knusprigkeit braten.
- Soße vorbereiten: Essig, Öl und Senf verrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Eventuell etwas vorsichtiger mit dem Essig sein, nachwürzen geht immernoch!
- Wenn der Radi die gewünschte Temperatur hat, alle Zutaten miteinander vermischen und gut mit der Soße mischen.
- Mit Salz, Pfeffer, Essig und Öl abschmecken.
- GUDN!
Video
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Hinweis zu den Nährwerten
Die angezeigten Nährwertangaben sind nur eine Schätzung und können je nach den tatsächlich verwendeten Zutaten und Marken sowie den genauen Mengen variieren.
Piri
Friday 26th of March 2021
Klasse Idee erinnert sehr an Kohlrhabi. Ausprobiert abgewandelt mit Frühlingszwiebeln vertrag die anderen nicht. Frischen Apfel rein gewürfelt. Gurkenwasser dazu genommen. Scharfen Senf von Löwensenf. Rettich nimmt wenig Würze an somit ziehen lassen. Ei gekocht in den Salat schmeckt bestimmt auch gut. Ich hab Speckwürfel angebraten mit etwas Knobi gab mehr Aroma. Kurkuma kann man auch sein lassen bringt nicht was Besonderes. Idee ist gut mit frischem Apfel toll. Kartoffeln vertrag ich so gar nicht daher wenigstens mal Option was anderes zu essen.
Angi
Monday 31st of August 2020
Trotz Skepsis probiert. Reingefallen. Es schmeckte genauso unangenehm wie ich's mir vorgestellt hatte. Mochte auch wirklich niemand in der durchaus experimentierfreudigen Runde
Mag sein, dass es ein schmackhafter Rettichsalat für Rettichfans ist, aber auch die mochten ihn nicht.
Für Kartoffelsalatfans allerdingskeine Option..
Es gibt Optionen, die sind einfach keine - leider. Nix für ungut.
Joelle Adam
Friday 10th of July 2020
Ihr seid meine Helden - das habt Ihr nun davon!
Rita
Tuesday 9th of July 2019
Wenn Kartoffeln erkalten, wandelt sich die Stärke in resistente Stärke. Ich denke, dann ist das Kartoffelsalat essen doch nicht ganz so schlimm, oder denke ich da falsch?
Noch eine Frage: Essiggurken? Diese sind doch in der Regel mit Zucker eingekocht. Ist das trotzdem in Ordnung?
Irene
Sunday 19th of June 2016
Wieder eine tolle Idee, vor allem auch die mit dem Kurkuma. Ich verwende dieses Pulver mehr und mehr und kombiniere es oft mit Pfeffer. Hier das WARUM:
...man spricht dabei von dem sogenannten „Synergieeffekt“. Laut dem kanadischen Krebsforscher Dr. Richard Bélveau ist die krebshemmende Wirkung von Kurkuma zumindest durch Laborversuche „eindeutig nachgewiesen“ worden. Auch soll dieser Pflanzeninhaltsstoff ein Mittel gegen Alzheimer sein. Dr. Bélveau: „Die Inder haben die niedrigste Alzheimerrate auf der ganzen Welt. Sie ist ein Fünftel so hoch wie im Westen.“
Die Wirkung wird durch Pfeffer gewaltig verstärkt – „um mehr als das Tausendfache“, so der Wissenschaftler. Denn der Körper kann Curcumin viel leichter aufnehmen, wenn die beiden Gewürze kombiniert werden. Dr. Bélveau: „Dieses Beispiel veranschaulicht wunderbar das Konzept der kulinarischen Synergie: Der Verzehr eines Nahrungsmittels in einem Gericht kann die Wirkung eines anderen potenzieren.“
Grüßle - Irene
nach meiner Info ist es nicht sooo schlimm, mal eine Kartoffel zu essen, aber sicher nicht in dem Maß, wie man es in einem Kartoffelsalat tun würde :-)
Vroni
Sunday 19th of June 2016
Hallo Irene, vielen Dank. Das die Wirkung von Kurkuma durch Pfeffer verstärkt wird wusste ich noch nicht. Vielen Dank für den Tipp.
Bezüglich der Kartoffel ist es natürlich so wie mit allem anderen. Man muss ausprobieren was man verträgt und es ist natürlich abhängig davon, wie streng man diese Form der Ernährung durchzieht. Lt. William Davis ist Kartoffel ähnlich ungesund wie Gluten. Was aber nicht heißt, dass bei uns nicht auch 1-2x im Jahr Kartoffel in verschiedenen Formen auf dem Tisch kommen. Auch hier bin ich der Meinung: "Die Menge macht das Gift".
LG Vroni