Low Carb Herzoginkartoffeln aus Blumenkohl
Grade, als ich den Titel „Low Carb Herzoginkartoffeln aus Blumenkohl“ geschrieben habe, ging mir ein leicht philosophischer Gedanke durch den Kopf. „Darf man die so nennen?“
Ich meine, wenn wir Low Carb Brot machen oder Low Carb Nudeln, dann übernehmen wir ein Konzept, eine Idee. Brot ist nicht aus Weizen oder Roggen. Brot ist eine Form, eine Verwendung. Low Carb Brot ist das gleiche – ein Laib Gebackenes aus… tja… das sagt der Name ja nicht.
Das Selbe mit Nudeln. Nudeln sind nicht zwangsläufig aus Getreide, Nudeln sind die Wahrnehmung einer bestimmten Art Speise. Deswegen macht „Spaghettieis“ durchaus für uns Sinn. Und deswegen ist auch niemand wegen „Zucchininudeln“, „Glasnudeln“, „Reisnudeln“ oder „Dampfnudeln“ irritiert. Ja ok, zugegeben – das letzte Beispiel kann ich selbst nicht wirklich zuordnen.
Aber Low Carb HerzoginKARTOFFELN?
Aber mit Low Carb Herzoginkartoffeln funktioniert das im logischen-emotionalen Teil meines Gehirns nur bedingt. Oder auch gar nicht, eigentlich. Weil „Kartoffel“ ist kein Konzept. Kartoffeln sind Kartoffeln. Süßkartoffeln dürfen auch nur so heißen, weil sie so aussehen. Aber man kann keine Low Carb Kartoffeln „nachmachen“. Man kann (aber sollte nicht) Steak aus Tofu machen, aber mann kann kein RINDERsteak aus Tofu machen, verstehst du? Eine Eisenpfanne ist immer aus Eisen, nie aus Alu, Holz oder Einhornfürzen. Immer Eisen. Sonst ist es keine Eisenpfanne.
Aber dann kommen wir wieder zum Konzept „Konzept“ (ja ok, das ist schon arg abstrakt). Kartoffeln kann man nicht Low Carb machen, weil Sie dann keine Kartoffeln sind, aber kann man Herzoginkartoffeln Low Carb machen, weil Herzoginkartoffeln mehr Idee als Inhaltsangabe sind?
Die deutsche Sprache kann solche Dinge. Man kann niemals Stein aus Holz machen. Es SEI denn, du machst BAUsteine als Holz – hatten wir als Kind alle. Bausteine, aber nicht aus Stein. Weil Bausteine eine Konzept sind, unabhängig vom Material. Daher kann man die Frage nach der Benennung der „Low Carb Herzoginkartoffeln“ auf folgende Frage eindampfen:
Sind Herzoginkartoffeln Eisenpfannen oder Holzbausteine?
Warum eigentlich keine Kartoffeln?
Naja, der erste Teil der Antwort ist relativ naheliegend und ein No-Brainer (furchtbarer Angliszismus, der sagen will „darüber muss man nicht nachdenken“/“für die Antwort braucht man kein Gehirn“). Kohlenhydrate, 15-18g netto, je nach Sorte.
„Hoppla, das ist aber gar nicht so viel wie ich dachte“ machst du dir da denken. „Hin und wieder, stark moderiert, kann man dann doch ein paar Kartöffelchen essen, oder?“
Rein mathematisch betrachtet ja, aber es geht ja oft nicht nur um die reinen Carbs. Kartoffeln haben noch einige weitere Nachteile, die wir nicht außer acht lassen dürfen.
Ein ungünstiges Verhältnis zwischen Stärke und Ballaststoffen
Kartoffeln haben wie erwähnt 15-18g Kohlenhydrate, sämtlichst aus Stärke. Dem gegenüber stehen nur ca. 2g Ballaststoffe, die den Blutzucker etwas im Zaum halten könnten. Letztendlich bedeutet das, dass die Stärke ungehindert im Blut wüten kann und die Bauchspeicheldrüse so richtig aufs Gas drücken lässt.
Sie sind leider lecker
Ok, das Argument ist zum einen subjektiv und individuell und zum anderen kein harter Fakt. Trotzdem: wir haben – aufgrund der Appetitanregenden Stärke und der schieren Naturgewalt vieler Katroffelspeisen – die Tendenz zuviel davon zu essen. Wir sprechen schließlich von herrlich buttrigem Kartoffelbrei, Pommes Frites – heiß und salzig, Kartoffelgratin (innen weich und saftig, oben knusprig), Kartoffelchips in 10.000 Geschmacksrichtungen oder auch Gnocchi oder Fingernudeln/Schupfnudeln.
Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich kann da nicht aufhören, wenn ich satt bin sondern esse, bis nichts mehr da ist und/oder reingeht. Ungünstig aber leider Realität.
Glukoalkaloide – Pflanzenschutzmittel
Antinährstoffe sind im Regelfall Pflanzenschutzmittel, quasi der Selbstschutz von Pflanzen gegen Fressfeinde.
Stell dir vor du bist eine Kartoffel.
Auf dir sitzt ein Schädling, ein Kartoffelkäfer, der Löcher in dich reinbeißen will. Was tust du? Klar, du nimmst natürlich die Beine in die Hand und rennst wie die Hölle. Dann fällt dir aber ein, dass du – mal wieder – keine Beine hast, was erneut ein wenig enttäuschend ist, aber das lässt sich nicht kurzfristig ändern.
Als Alternative beschließt dem dem doofen Käfer so fest wie möglich in den Arsch zu beißen, damit der sich es nächstes Mal besser überlegt, bevor er dich besuchen kommt. Du reißt also dein Maul auf und… hast keins. Verdammt!
Aber Mutter Natur hat dir ja trotzdem ein Gegenmittel gegeben, nämlich Glukoalkaloide. Das sind Giftstoffe, die den Essern, groß oder klein, gar nicht gut bekommen. Für uns Große wirken größere Mengen dieser Alkaloide genauso toxisch wie für kleine Fressfeinde.
Auch für Menschen giftig
In Zahlen ausgedrückt: wenn ich (aktuell knapp 107kg (WOHOO! 26 Kilo schon weg!)) Kartoffeln esse, die die gesetzlich zugelassene Schwelle von 200mg Solanin (das Glukoalkaloid) pro kg Frischmasse erreichen, aber nicht überschreiten, dann kann ich bei 500-1300g Kartoffeln mit Schale schon Vergiftungserscheinungen in Form von Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen haben.
Na klar, rund 1kg Kartoffeln sind sehr viel und niemand würde so viel essen und der Wert gilt für ungeschälte Kartoffeln, denn in der Schale befindet sich der Großteil des Schadstoffes. Aber wenn Kartoffeln wirklich zu einem großen Anteil zur täglichen Nahrung gehören, dann baut sich der Wert ja über die Zeit auf, denn Glukoalkaloide bauen sich zwischen den Mahlzeiten nicht vollständig ab. Übrigens, auch Hitze zerstört diese Schadstoffe nicht.
Lektine und Phytinsäure
Lektine sind Glykoproteine, die sich an bestimmte Kohlenhydratstrukturen binden. Auch Lektine dienen der Kartoffel vermutlich als Schutz gegen Fraßfeinde, die sich daran vergiften können. Auch unsere Körper wehren sich gegen Lektine, die zum Beispiel das Potential haben Darmwände zu beschädigen und ähnlich wie Gluten das Leaky-Gut-Syndrom zu verursachen, durchlässige Darmwände also.
Weil Lektine über den Blutkreislauf auch den ganzen restlichen Körper erreichen können, wehrt sich der ganze Organismus gegen diese Proteine mit verschiedenen Reaktionen und können bei Überreizung schlimmstenfalls eine Autoimmunerkrankung begünstigen oder sogar verursachen. Multiple Sklerose, Fibromyalgie, Arthritis und andere Krankheiten sind weitere mögliche Langzeitfolgen.
Was Phytinsäure für einen zweck in den Kartoffeln hat, weiß ich zwar nicht, aber dieser Stoff hemmt die Aufnahme von Mikronährstoffen wie Eisen und Phosphor. Das ist einfach hinderliche bei einer gesunden Ernährung.
Zurück zum (guten) Essen!
Unsere Herzoginkartoffeln haben wir als Beilage zu unserem Weihnachtsessen gemacht. Normalerweise verrate ich ja nicht, welche Rezepte und Videos in der Zukunft kommen werden, aber heute ist alles anders – ist ja bald Weihnachten.
Diesen Samstag haben wir nämlich aus Hauptspeise zu den Herzoginkartoffeln meine Interpretation von Coq au vin gemacht. Coq au vin („Hahn im Wein“) ist ein klassisches französisches Geflügelgericht, das schon fast als eines der Nationalgerichte bezeichnet werden kann. Sehr, sehr fein und ziemlich edel. Als Nachspeise haben wir übrigens eine bayrische Zimtcreme geplant, deren Rezept auch noch folgt.
Wenn du also noch ein Weihnachtsmenü aus lauter guten Zutaten und ganz ohne Kartoffeln suchst, dann bleib dran ;)
liebe Grüße
Nico
Low Carb Herzoginkartoffeln aus Blumenkohl
Zutaten
- 1 Blumenkohl (mittelgroß)
- ½ Zehe Ackerknoblauch (optional)
- 60 ml Affiliate Link / Provisions LinkMandelmilch (oder normale Milch)
- 2 EL Affiliate Link / Provisions LinkButter
- 60 g Affiliate Link / Provisions LinkParmesan (frisch gerieben)
- 2 EL Affiliate Link / Provisions LinkKartoffelfasern
- 1 TL Affiliate Link / Provisions LinkSalz
- 1 TL Affiliate Link / Provisions LinkPfeffer
- 1 TL Affiliate Link / Provisions LinkKurkuma (für die Farbe)
- 2 Eigelb
Anleitungen
- Ofen auf 180 Grad vorheizen
- Blumenkohl dämpfen oder kochen, bis er mit einer Gabel weich durchgestochen werden kann.
- Blumenkohl ein paar Minuten abtropfen und ausdampfen lassen.
- Blumenkohl, Knoblauch, Milch, Parmsan, Butter, Gewürze und Eigelbe in einen Multizerkleinerer oder Mixer geben und alles so lange pürieren, bis eine cremige Masse entstanden ist.
- Kartoffelfasern zugeben und nochmal gut mixen.
- Mit einem Spritzbeutel mit Sterntülle schöne Häufchen auf ein Backblech mit Backpapier spritzen. Etwa ein gehäufter Esslöffel pro Häufchen ist die richtige Größe.
- Bei 180 Grad für 20 Minuten backen bis die Herzoginkartoffeln aus Blumenkohl schön goldbraun sind.
Video
Hinweis zu den Nährwerten
Die angezeigten Nährwertangaben sind nur eine Schätzung und können je nach den tatsächlich verwendeten Zutaten und Marken sowie den genauen Mengen variieren.
Christa
Sunday 7th of January 2018
So, heute ist die Kommentarfunktion wieder vorhanden (bei mir). Die Herzoginkartoffeln sind köstlich!! Danke für das herrliche Rezept - die mach ich jetzt sicher öfter!
Sonja
Saturday 6th of January 2018
Die hatte ich an Heiligabend mit Gästen (von denen 2 überhaupt keine Gewichtsprobleme haben, eher in die andere Richtung als wir). Wir hatten das erste Blech schon zu Tisch gebracht, da dauerte es nicht lange, bis einer der Gäste mit der leeren Schüssel in die Küche kam und Nachschub verlangte. Kartoffeln und andere Sättigungsbeilagen hat jedenfalls keiner vermisst. Bingo!
Christa
Monday 1st of January 2018
Also die ungebackene Masse schmecht schon mal köstlich! Hab das 1. Blech schon im Rohr und werde danach noch berichten.
Danke für eure tollen Rezepte und ein gutes Neues Jahr wünsch ich euch beiden!
Jan
Wednesday 20th of December 2017
Moin, frage: geht auch tk Blumenkohl? Lg Jan
Ps: Hammer Seite! Ihr rettet mir den arsch mit meinem neunen Diabetes!
Nico
Saturday 23rd of December 2017
Hi Jan,
klar, TK-Blumenkohl geht auch. Du musst da nur aufpassen, dass du ihn nach dem blanchieren besser trocknen lässt und vielleicht auch ein bisschen auspresst, da TK Bluko potentiell mehr Wasser zieht als frischer. Das liegt daran, dass beim einfrieren die Zellstruktur beschädigt wird und mehr Flüssigkeit eindringen kann. Ansonstern aber sollte das fein sein.
liebe Grüße Nico
Dörthe
Friday 15th of December 2017
Klasse! Ich weiss auch schon, was ihr als Nächstes verlowcarbisieren werdet: Kroketten :D Ich mochte ja diese Art frittierten Kartoffelbrei nicht übermässig, aber meine Tochter wirds freuen. Frohe Weihnachten wünsche ich euch :)