Das Rezept zum Sellerie-Risotto ist wieder mal irgendwie als Unfall entstanden. Ich hab keine Ahnung gehabt, was ich kochen will und geschaut was ich denn da gekauft habe. Knoblauch ist immer im Haus, braune Champignons nehme ich im Markt mit, wenn ich grad sonst keine Ideen hab und aus irgendwelchen Gründen ist mir ein Knollensellerie in den Wagen gefallen – ohne Plan dahinter.
Aber das schockt mich ja nicht. Ich kann aus allen Zutaten was machen, behaupte ich mal. Ich kann sogar aus Wasser was machen. Naja, heißes Wasser meistens.
Un- und Zufälle
Irgendwie hab ich trotzdem keinen so richtigen Plan gehabt, wo die Reise hingehen soll. Langer Arbeitstag am Computer. Den ganzen Tag lang Leuten erklären, dass nicht die Software Mist gemacht hat, sondern der Anwender. Was schwierig ist, wenn man den Anwender grade am Telefon hat. Egal – Feierabend und Hunger, Vroni auch. Also hab ich das gemacht was ich immer mache. In die Küche, Einkäufe auspacken während mich mein aktuelles Hörbuch beschallt. Kopf aus, Hände an.
Der Kochautomat im Blindflug
Nachdem die Einkäufe dann ausgeräumt waren, haben die Hände einfach weitergemacht und das Kleinhirn hat gesteuert. Das Großhirn hat derweil angestrengt versucht der Handlung von Haruki Murakami’s 1Q84 *zu folgen. David Nathan macht das leichter, aber nicht leicht (audible gibts hier * im Probeabo, wenn du wissen willst, was ich meine). In der Zwischenzeit hatten die Hände den Sellerie geputzt, geschält und in würfelgroße Würfel geschnitten.
Als logische Konsequenz sind die Würfel dann in heißes Salzwasser gefallen – was will ich auch sonst damit machen? Gewöhnlich ist ein „Gericht“ bei mir ja Knoblauch mit anderen Zutaten, dürfte dir nicht entgangen sein, wenn du schon ein paar Rezepte von mir gelesen hast. Also, nächste Konsequenz, eine Zehe Ackerknoblauch schälen, zerdrücken und zu den Selleriewürfeln fallen lassen – ins Wasser. Aus Gründen die mir bis heute nicht ganz klar sind – aber um die ich ziemlich froh bin – ist mir dann noch eine halbierte rote Chilischote ins Wasser gefallen.
Während das Wasser
…mit diesen drei jämmerlichen Zutaten dann fröhlich vor sich hin köchelte hab ich dann die braunen Champignons geputzt und in dicke Scheiben geschnitten – weil sie halt da waren. War aber auch gut so. Während ich dann meine Kochsauerei beseitigt habe – so gut man das als Mann halt kann (will sagen: zu 80% ok), war dann der Sellerie weich. Also abgießen.
Und jetzt? Viel kann man mit Selleriewürfeln die unter zerstörter struktureller Integrität leiden ja nicht machen. Logische Folge war dann der Kartoffelstampfer. Die Knoblauchzehe bleibt drin und wird mit zerstampft, die Chili kommt raus. Dann klingelte noch eine kleine Alarmglocke in meinem Kopf. Püree! Kartoffelstampfer *! Der verrückte Brite! Heston Blumenthal hat gesagt, gutes Kartoffelpüree besteht nur zur Hälfte aus Kartoffeln. Die andere Hälfte ist Liebe! Nein… Butter. Die andere Hälfte ist Butter, das war’s.
Da ich nicht ganz so konsequent erbarmungslos wie ein Drei-Sterne-Koch bin, hab ich dann aber kein Kilo Butter genommen sondern nur so grob 50g. Weiche Butter bietet sich übrigens an, wenn man Püree machen möchte. Jetzt durfte der Kartoffelstampfer aber ans Werk und sich so richtig austoben. Nur kurz, weil der Sellerie dann doch schon ziemlich weich war, aber immerhin – er hat seinen Dienst getan; hat gestampft.
Nun haben die Hände noch fix die Champignons kurz und heiß in wenig Olivenöl angebraten, fast nur der Farbe wegen und das Ganze in das Püree gekippt. Umgerührt, mit wenig Salz und schwarzen Pfeffer abgeschmeckt. Und dann fingen die Engel an zu singen.
Mir standen die Tränen in den Augen
Nicht der Zwiebeln wegen. Waren ja keine dran. Nein, einfach nur weil ich absolut überwältigt war von dem, was dabei rausgekommen ist. Ich bin im Regelfall mit meinem Essen zufrieden, selten auch mal stolz aber nie, nie, nie so begeistert wie da.
In meinem Inneren bin ich ein ziemlich bescheidener und oft auch ziemlich unsicherer Mensch. 16 Jahre „Arbeit am Kunden“ haben verursacht, dass das keiner merkt. Aber da, an diesem – ich sag mal Donnerstag (keine Ahnung) – war ich absolut begeistert. Von MIR. Das kommt nicht so richtig oft vor.
Ich war – und bin immer noch – saumäßig stolz, weil sowohl ich als auch Vroni, die natürlich sofort(!) zu kosten hatte, so unglaublich von den Socken waren. Ich sag sowas nicht oft, aber dieses Püree ist ein kleines Meisterwerk. Wahrscheinlich sag ich sowas auch nie wieder.
Und das alles wegen gekochtem Sellerie. Die einfachsten Sachen sind halt doch manchmal die Besten. Ach ja, nur der Form halber: wir haben das Zeug „Risotto“ genannt, weil’s wie Risotto schmeckt. Nur besser.
Du gehst das jetzt nachkochen und dann will ich unbedingt von dir wissen, ob ich Zuviel versprochen hab.
Liebe Grüße
Nico
Sellerie-Risotto – low carb, glutenfrei und fast vegan
Zutaten
- 1 kg Knollensellerie
- 1 Zehe Ackerknoblauch
- 1 Chilischote (rot) (oder Cayennepfeffer)
- 50 g Affiliate Link / Provisions LinkButter
- 250 g braune Champignons
- Affiliate Link / Provisions LinkSalz
- Affiliate Link / Provisions LinkPfeffer
- Affiliate Link / Provisions LinkOlivenöl (*)
Anleitungen
- Sellerie schälen und grob würfeln.
- Knoblauchzehe schälen und andrücken/plattdrücken.
- Chilischote längs halbieren und (wichtig!) Kerne entfernen. Wenn du keine Chilischote zur Hand hast, dann tut’s eine Messerspitze Cayennepfeffer.
- Alle 3 Zutaten in kochendes und gut gesalzenes Wasser geben und mindestens 30 Minuten lang weichkochen.
- Champignons putzen und in grobe Scheiben schneiden.
- Wenn der Sellerie sehr weichgekocht ist, kann die Chilischote entfernt werden. Dann Wasser gründlich abgießen und zusammen mit der Butter zu Püree verarbeiten. Kartoffelstampfer oder Pürierstab – deine Entscheidung. Wenn du keine Chilischote hattest, dann dürfen jetzt 1-2 Messerspitzen Cayennepfeffer dazu.
- Champignons mit wenig Olivenöl scharf anbraten, bis sie etwas Farbe bekommen haben. Sie sollten noch Biss haben und nicht labberig werden!
- Champignons und Püree verheiraten und mit Salz und schwarzem Pfeffer abschmecken.
- Singt, Ihr Engel! Dazu passt Fisch, Rind oder Geflügel.
Video
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Hinweis zu den Nährwerten
Die angezeigten Nährwertangaben sind nur eine Schätzung und können je nach den tatsächlich verwendeten Zutaten und Marken sowie den genauen Mengen variieren.
Petra Nadjafian
Thursday 26th of October 2023
Ein tolles, unkompliziertes Rezept! War eigentlich auf der Suche nach einer Low Carb Panade und bin auf Eure Seite gestoßen. Auch bei uns werden die Engel jetzt öfter singen 😇🍽️ Vielen lieben Dank!
Petra N.
Anja Küppers
Thursday 8th of October 2020
Meine Hasen mögen den Knollensellerie im Moment nicht (die ernähren sich nämlich automatisch so, wies der Körper braucht) und jetzt stehe ich da mit 3! Knollensellerie und dachte: was würde Nico gemachen? Gefunden hab ichs hier.....wie so oft.....bin mal wieder begeisterr von deinem Text, denn deine Wortwahl könnte auch von mir sein. Wenn du irgendwann mal einen freiberuflichen Texter brauchst: hier bik ich! Geh jetzt Pürree machen.....
Meli
Thursday 19th of March 2020
Ich hab sie singen gehört. Das war so himmlisch lecker. Danke dafür! Sellerie war für mich bisher immer so weit weg. Kenne es nur als Suppeneinlage wenn Oma Hühnerbrühe angesetzt hat. Werde es morgen riskieren, die übrige Portion in der Mikrowelle im Geschäft aufzuwärmen. Wird evtl. ein wenig wässrig, aber das ist mir wurscht. Ja, da sind Pilze drin. Ich weiß. :-)
Elisabeth Wiediger
Wednesday 17th of January 2018
Hatte heute Euer Sellerie Risotto, zum Niederknien. Wird mein Klassiker🖒🖒🖒 Dazu gab's direkt die Frikadellen in etwas Sahnesosse. Einfach, lecker, grandios🖒🖒🖒
Sibylle
Friday 11th of November 2016
Genau das Richtige für mich..ich bin absoluter Selleriefan..sehr, sehr lecker...wir hatten Schweinekrustenbraten dazu.. Danke an dieser Stelle auch für Euer "Drumherum"! Die Infos sind klasse und die Geschichtenbeilagen lesen sich auch locker wech..